„Die Arbeit ins Leben integrieren – nicht umgekehrt“, das ist der Titel eines Artikels der Frauenzeitschrift „freundin“, auf den ich kürzlich gestoßen bin. Diese Headline hat meine Aufmerksamkeit schlagartig gefangen. In den letzten Wochen habe ich mich mit dem Thema auseinandergesetzt, welche Bedeutung mein Beruf in meinem Leben für mich haben wird. Umso größer war die Enttäuschung als ich den Artikel dann vollständig las. Es geht einmal mehr um die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, vor allem in Bezug auf die Familie. Selbstverständlich geht dieser Beitrag mit der Zeit, er ist interessant und relevant für die Zielgruppe.
Dennoch komme ich nicht umhin, mir hinter dieser Headline einen ganz anderen Artikel zu wünschen. „Die Arbeit ins Leben integrieren““ tritt in meiner Vorstellung andere Gedanken los:
Meine Persönlichkeit, mein ganzes Ich macht sich nicht (allein) über die Arbeit aus. Das Leben, das ich führe wie es mir Spaß macht, macht sich dadurch aus, dass Freunde und Familie, alle Hobbys und die berühmte Zeit für mich und die Arbeit als letzten Faktor – obwohl sie mir ebenfalls Spaß macht – darin entsprechend ihrer Priorität eingefügt sind.
Überträgt man diese Vorstellungen auf die Realität, würde ein Tag beispielsweise so aussehen: Aufstehen, Zeit für mich bei einem ausgedehnten Frühstück, dann ein bisschen Zeit für die Familie/Freunde, dann entspannt die Arbeit angehen (vielleicht sogar im Home Office), Mittagspause bei einem selbstgekochten Essen, Arbeit und im Anschluss Sport als Übergang zum Feierabend und den dann noch mit Freunden ausklingen lassen.
Haben wir den „Luxus“ unseren Alltag zu gestalten wie es unseren Prioritäten entspricht? Sollte es nicht sogar nicht „Luxus““ sondern „Normalität“ heißen? Doch zurzeit nimmt die Arbeit einen wichtigen Teil meines Tages (nicht nur durch ihren zeitlichen Anteil) und meiner Gedanken ein. Mag auch damit zusammenhängen, dass ich Berufseinsteigerin bin, und wie wenn man praktische Erfahrungen beim Autofahren sammelt, arbeite ich Vieles noch bewusst ab und ohne Autopilot.
Wird es einmal so kommen, dass die Arbeit in unserer aller Tagesgestaltung hintenansteht? Ja steht das sogar unmittelbar bevor? Habe ich als angehende Arbeitskraft es jetzt in der Hand, mein Leben so zu gestalten, dass es mir passt und nicht, dass mein Leben sich an meinen Beruf anpasst? Arbeit ist einerseits das Mittel, um unser Leben überhaupt zu ermöglichen. Es ist natürlich auch wichtig, dass die Arbeit Spaß macht – vielleicht befriedigt sie sogar einen ganz wichtigen Teil in uns – und doch: Welchen Stellenwert wird sie zukünftig in unserem Leben einnehmen?
Wenn wir alle den Wert der Arbeit neu definieren, kann es gelingen. Das ist wahrscheinlich nicht in allen Berufen möglich, denn manche Berufe sind notwendig für uns alle und im Umkehrschluss sind sie abhängig von uns (bspw. Berufe, die Notfälle aller Art behandeln – Mediziner, Feuerwehr etc.). Aber in Berufen, in denen das umsetzbar ist, können wir und unsere Lebensqualität dazugewinnen! Somit sind berufliche Rückschläge leichter zu ertragen, wir nehmen sie nicht persönlich, wissen jetzt, wie es nicht funktioniert und arbeiten ohne angeknackte Laune (oder gar Selbstbewusstsein) weiter. Weil unsere Lebensschwerpunkte woanders liegen.
Wir Menschen sind verschieden, es gibt jene, die nach Neuseeland auswandern und ihren Lebensinhalt darin finden, dort in Verbindung mit allem Schönen dieser Erde leben und nicht mehr zum Leben brauchen als ein Dach über dem Kopf, Sonne und die Früchte dieser Erde. Es gibt die, die darin aufgehen, sich mit ihrem eigenen Catering-Service selbstständig zu machen. Es ist ihr Leben, ihre Arbeit zu machen. Somit kann es nicht für jeden erfüllend sein, die Arbeit hinten anzustellen – oder die Familie in den Vordergrund (aber das gehört in einen anderen Beitrag).
Daher sollte jedem die Freiheit gewährt werden, den Tag zu gestalten, wie es für ihn/sie die höchste Lebensqualität bedeutet – nein, jeder sollte selbst dafür sorgen, dass der Tag so aufgestellt ist, wie es uns guttut.
https://www.freundin.de/arbeit-ins-leben-integrieren
Erste Veröffentlichung dieses Posts: 18.03.2018